Earth Symphony
Konzerteinführung um 19 Uhr
mit Joseph R. Olefirowicz, Franziska Ball und Ludwig Steinherr
Moderation: Christopher Mann
Programm
Lyrik vor und zwischen den Kompositionen:
Ludwig Steinherr, »Lichtgesang«
- Introitus. Requiem aeternam
- In te, Domine, speravi
- O nata lux
- Veni, Sancte Spiritus
- Agnus Dei – Lux aeterna
- Allegro moderato
- Andante
- Allegro giocoso
Text von Todd Boss
- Evolution
- Ambition
- Distruction
- Lament
- Recovery
Mitwirkende
Die Interpreten
Joseph R. Olefirowicz
Joseph R. Olefirowicz gilt als Allrounder unter den amerikanischen Dirigenten, der mit Musical und Musiktheater ebenso brilliert wie mit ausgefallenen Programmen aller Art. Damit ist er in einem Paradisi-Programm mit Werken dreier Landsleute natürlich der Mann der Stunde am Pult des Münchner Rundfunkorchesters.
Erleuchtung und Trost
Von Amélie Pauli
Werke von drei amerikanischen Komponisten stehen in diesem Konzert auf dem Programm, wobei in Deutschland sicherlich Morten Lauridsen der bekannteste ist. Besonders sein Chorstück O magnum mysterium (1994) hat sich in den letzten Jahren zum »Hit« der zeitgenössischen Chorliteratur entwickelt. Lauridsen (* 1943) wuchs als Sohn dänischer Einwanderer in Portland auf. Die Songs von Jerome Kern, Cole Porter und Richard Rodgers waren in seinem Elternhaus sehr präsent. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte und arbeitete als Feuerwehrmann. Dann wandte er sich jedoch ganz der Musik zu und wechselte an die University of Southern California, wo er nach seinem Abschluss eine Lehrtätigkeit für Musiktheorie und später die Professur für Komposition übernahm. Als Schöpfer vornehmlich von Vokalmusik erhielt er viele Preise, darunter 2007 die National Medal of Arts. Von 1994 bis 2001 wirkte er als Composer in Residence des Los Angeles Master Chorale, eines der führenden professionellen Chöre der USA, der auch sein Lux aeterna uraufführte. Alle fünf Sätze dieses Zyklus beziehen sich auf das »ewige Licht«. Als Lauridsen die zugrundeliegenden liturgischen Texte vertonte, lag seine Mutter gerade im Sterben. Doch die Worte über das Licht als universales Symbol für allumfassende Erleuchtung schenkten ihm Trost.
Howard Swanson (1907–1978) gehört zu den wichtigsten Komponisten afro-amerikanischer klassischer Musik. Schon mit neun Jahren wusste er, dass er Musiker werden wollte, musste nach der High School aber zuerst hart arbeiten, um nach dem Tod des Vaters die Familie zu unterstützen. Erst 1937 schloss er seine Ausbildung am Cleveland Institute of Music ab. Ein Stipendium ermöglichte es ihm nun, sein Studium in Paris bei Nadia Boulanger fortzusetzen. Einen Tag vor der deutschen Besetzung konnte Swanson die Stadt zu Fuß verlassen, musste jedoch alles, was er besaß, hinter sich lassen. Zurück in seiner Heimat arbeitete er über Jahre tagsüber bei der Bundessteuerbehörde, nachts komponierte er. Als die Opernsängerin Marian Anderson 1950 eines seiner Lieder in der Carnegie Hall darbot, wurde Swanson über Nacht berühmt. Seine Zweite Symphonie (Short Symphony) entstand 1948 und erhielt zwei Jahre später große Beachtung, als die New Yorker Philharmoniker unter Dimitri Mitropoulos das Werk aufführten – auch dies in der ehrwürdigen Carnegie Hall.
Jake Runestad gehört zu den Neuzugängen auf der Liste großer amerikanischer Komponisten und ist gerade noch dabei, sich seinen Platz in der musikalischen Geschichte Amerikas zu sichern. Geboren 1986 in Rockford (Illinois), wuchs er in einer Familie auf, in der viel gesungen wurde. Es gab auch ein Klavier, und während der Grundschulzeit begann er darauf kleine Melodien nachzuspielen. So brachte er sich Scott Joplins The Entertainer bei. Von 2009 bis 2011 studierte er am Peabody Conservatory der Johns Hopkins University, und danach gewann er schnell an Bekanntheit, vor allem im Bereich der Chormusik. Sein Werkkatalog umfasst aber auch Opern, Orchesterwerke und Kammermusik. Kompositionsaufträge erhielt er unter anderem von der Washington National Opera, dem Vokalensemble VOCES8 oder dem Schwedischen Radio-Symphonieorchester. Sein erstes Album, The Hope of Loving, wurde gleich für den Grammy Award nominiert. Als begeisterter Bergsteiger und Camper empfindet Runestad die Natur als große Inspirationsquelle. In seiner Earth Symphony kommt Mutter Erde selbst zu Wort; die fünf zusammenhängenden Teile thematisieren ihre Zerstörung, ihre Trauer, ihre Heilung und auch ihre Hoffnung für die Menschheit.